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Anna A.: „Für ihn ist der Tag der Transplantation jetzt sein zweiter Geburtstag.“

Bis 2010 hatte die heute 25-jährige Anna A. aus der Nähe von Osnabrück keine Berührungspunkte mit dem Thema Stammzellspende. „Ich habe zwar schon regelmäßig Blut gespendet, aber das hatte ich noch nicht auf dem Schirm“, erinnert sich die Groß- und Außenhandelskauffrau. Das Norddeutsche Knochenmark- und Stammzellspender-Register (NKR) suchte damals mit zahlreichen Typisierungsaktionen nach einem Lebensretter für das Baby Maxi (dank einer Stammzelltransplantation erfreut er sich heute bester Gesundheit). Zu einer dieser Aktionen hat eine Freundin Anna A. seinerzeit mitgenommen. Nach der Abnahme der Blutprobe für die Typisierung hatte sich die Sache für die damalige Auszubildende erstmal erledigt: „Ich habe zwar einen Spenderausweis bekommen, dann aber ehrlich gesagt eine lange Zeit nicht daran gedacht.“

Drei Jahre später holte die Typisierung Anna A. im besten Sinne wieder ein. Sie kam als Spenderin in Frage und erhielt einen Brief vom NKR. „Mein erster Gedanke damals war: Meinen die das wirklich ernst? Oder ist das nur ein Standardschreiben, das 500 Leute oder so bekommen haben?“ Ein Anruf beim NKR brachte schnell Klarheit. Wenige Tage später suchte die junge Frau ihren Hausarzt auf und ließ sich Blut für die Bestätigungstypisierung abnehmen. Nach der Voruntersuchung wurde die Stammzellentnahme auf Ende September 2013 terminiert. Damit die Stammzellen aus dem Blut des Spenders gefiltert werden können, wird deren Produktion im Knochenmark vor der Entnahme mit dem Hormon G-CSF angeregt. „Die Spritzen mit dem Hormon habe ich mir damals selbst gesetzt“, erzählt Anna A. stolz. „Ich habe zwar gemerkt, dass sich in meinem Körper etwas verändert und hatte leichte Knochenschmerzen. Aber das war locker-flockig auszuhalten.“

Da die Stammzellentnahme in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) stattfand, hat das NKR für die Nacht davor ein Hotelzimmer für Anna A. gebucht. Unsere Mitarbeiterin Erika Aktürk begleitete die Spenderin an diesem Tag. Anna A. war in Gedanken ganz bei dem Empfänger. Sie hat das damals aber nicht als belastend empfunden. Vielmehr freute sich Anna A. darüber, etwas für einen anderen tun zu können. „Mein Körper hat sich nach der Entnahme richtig gut angefühlt, irgendwie erleichtert“, erinnert sie sich.

In der Zeit danach dachte Anna A. fast täglich an ihren unbekannten genetischen Zwilling. „Ich habe natürlich darauf gehofft, dass er es geschafft hat. In der MHH sagte man mir, dass es sich angesichts der benötigen Menge an Stammzellspenden sehr wahrscheinlich um einen Mann handeln wird. Außerdem habe ich mich gefragt, was für ein Mensch das wohl sein könnte. Ist er mir neben den Gewebemerkmalen irgendwie ähnlich? Warum sollte das sonst passen?“

Bei dem Stammzellempfänger handelte es sich um den heute 69-jährigen Wayne aus dem Mittleren Westen der USA. Gemeinsam mit seiner Frau schickte er eine Karte an Anna A.. „Beide haben sich bedankt und schrieben mir, dass sie auch oft gerätselt haben, was für ein Mensch der Spender wohl sei und woher er komme. Für ihn ist der Tag der Transplantation jetzt sein zweiter Geburtstag.“ Wayne ist später Großvater geworden. Ohne die Registrierung von Anna A. hätte er dies wohl nicht erlebt.

Leider ist der Kontakt mit Wayne abgebrochen. Da sich der Empfänger und die Spenderin schon direkt ausgetauscht haben, kann das NKR hier nicht mehr helfend eingreifen. „Auch wenn ich nichts mehr von Wayne und seiner Familie hören sollte, bin ich wahnsinnig glücklich darüber, mich damals registriert zu haben. Ich hoffe sehr, dass es ihm gut geht.“

„Meine Familie und meine Freunde haben die Spende damals miterlebt und sind jetzt natürlich auch registriert“, bemerkt Anna A. „Auch heute versuche ich noch, andere Leute zu motivieren, sich typisieren zu lassen. Die Typisierung ist ein Klacks, mit dem man vielleicht irgendwann etwas ganz Großes vollbringen kann.“