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Greca Tocco: „Ich kriege jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.“

Sie haben sich 2007 beim NKR registriert. Wie kam es dazu?

„Ich hatte das immer mal vor. Im Wartezimmer meiner Hausärztin in Hannover hing damals ein Plakat vom NKR. Es wurde dringend ein Spender für die kleine Laura gesucht. Ich habe nicht lange gezögert und ließ mir gleich eine Blutprobe für die Typisierung abnehmen. Seitdem habe ich immer so sehr darauf gehofft, dass ich mal jemanden helfen kann.“

2013 war es endlich soweit. Wie haben Sie erfahren, dass Sie als Spenderin in Frage kommen?

„An diesen Tag kann ich mich noch ganz genau erinnern. Meine Familie und ich sind am Tag zuvor aus dem Urlaub auf Sardinien zurückgekommen. Eine Mitarbeiterin vom NKR hat mich angerufen. Ich war so aufgeregt. Meine ganze Familie hat sich mit mir gefreut. Gleich am nächsten Tag bin ich zum NKR gefahren.“

Nach dem Bestätigungstest und der Voruntersuchung wurde der Termin für die Stammzellentnahme festgesetzt. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

„Das Hormon zur Mobilisierung der Stammzellen habe ich mir selbst verabreicht. Sich eine Spritze zu setzen war anfangs zwar komisch, dann aber kein Problem. Meine Kinder waren richtig stolz auf mich. Ich habe sehr darauf geachtet, dass ich mich nicht verletze und dann vielleicht nicht spenden kann. Um ganz sicher zu gehen, habe ich sogar das Haus kaum verlassen. Das klingt vielleicht komisch, aber für mich war das eine große Verantwortung. Denn ohne meine Stammzellen wäre die Empfängerin vielleicht gestorben.“

Wie haben Sie den 18. November 2013, den Tag der Entnahme in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erlebt?

„Für mich war das wie eine normale Blutspende. Ich habe es mir im Krankenhausbett gemütlich gemacht und nach ungefähr drei Stunden war ich schon fertig. Die Mitarbeiter vom NKR und von der MHH haben sich die ganze Zeit richtig toll um mich gekümmert. Alle waren sehr freundlich und hilfsbereit. Nach der Spende war ich etwas schlapp, hatte aber sonst keinerlei Beschwerden.“

Wann gab es den ersten Kontakt mit Ihrer Empfängerin?

„Das war schon Weihnachten 2013. Ich habe einen anonymisierten Brief und ein Geschenk über das NKR bekommen. Ich wurde zwar zwischendurch vom NKR über den Gesundheitszustand informiert, aber in ihren eigenen Worten zu lesen, dass es ihr gut geht, war etwas ganz besonders. Ich war so glücklich und habe vor Freude geweint. Ein ganz tolles Gefühl, dass man nicht beschreiben kann.“

Mittlerweile können Sie sich direkt mit der Spenderempfängerin austauschen. Wie lief das ab?

„Patricia aus Buenos Aires in Argentinien hat im Dezember 2015 den ersten Schritt gemacht. Ich habe darauf gewartet, dass sie ihre Daten freigibt. Ich wollte mich nicht aufdrängen. Meine Empfängerin hatte eine akute lymphatische Leukämie (ALL), ist heute 56 Jahre alt, arbeitet als Architektin und hat wie ich zwei Kinder. Patricia ist sehr nett. Wir schreiben uns regelmäßig auf Englisch per E-Mail. Ich möchte ihr aber bald gerne in Spanisch schreiben. Im Juni 2016 wird sie Oma. Wenn ich mich damals nicht registriert hätte, hätte Patricia das vielleicht nie erlebt. Ich kriege jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.“

Ist trotz der großen Entfernung zwischen Buenos Aires und Hannover ein Treffen angedacht?

„Patricia hat uns nach Argentinien eingeladen. Vielleicht klappt das eines Tages. Meinen „genetischen Zwilling“ von der anderen Seite der Erde persönlich kennenzulernen, wäre der Hammer. Ich finde es toll, dass auf diese Weise Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen zusammenkommen können.“

Was haben Sie aus dieser Erfahrung für sich mitgenommen?

„Ich erzähle ganz vielen Leuten von meiner Spende. Meine Kinder wollen sich auch registrieren lassen, sobald es vom Alter her geht. Mit einer Kleinigkeit kann man dafür sorgen, dass irgendwo ein Mensch weiterleben kann. Im Vergleich zu dem, was die Patienten durchmachen, ist eine Stammzellspende gar nichts. Nur ein paar Stündchen hinlegen und Blut abnehmen lassen. Ganz einfach.“