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Leben retten ohne Umwege: So funktioniert die Suche nach Stammzellspendern weltweit

Es kann jeden treffen. Etwa alle 45 Minuten wird allein in Deutschland eine Leukämie-Erkrankung festgestellt, die häufigste Krebserkrankung unter Kindern und Jugendlichen. Bei Leukämien und anderen schweren Erkrankungen des blutbildenden und lymphatischen Systems ist die Stammzellspende eines „genetischen Zwillings“ häufig die letzte Überlebenschance. Nur etwa ein Drittel der an Blutkrebs Erkrankten findet diesen innerhalb der Familie. Daher muss die weitere Suche in den Datenbanken erfolgen, in denen registrierte Fremdspender*innen erfasst werden. 

Weltweite Spendersuche

Es ist immer ein besonders guter Tag, wenn das Team des Norddeutschen Knochenmark- und Stammzellspender-Registers, kurz NKR genannt, irgendwo auf der Welt passende Lebensretter findet. Er oder sie kann in Spanien leben oder in den USA, in Argentinien oder Australien oder irgendwo in Deutschland, vielleicht sogar in der Nachbarschaft.

Natürlich gehört auch Glück dazu, einen Menschen mit genau den gesuchten genetischen Merkmalen zu finden. Aber heute, im Zeitalter der großen, digital verwalteten Datenbanken, ist die stärkste Basis des Erfolges ein hochprofessionell organisierter Suchprozess und die optimale Vernetzung. Das NKR ist eine der größten Spenderdateien in Deutschland, arbeitet weltweit und ist in das System aller global aktiven Suchregister integriert.

Was ist ein genetischer Zwilling?

Bei einer erfolgreichen und lebensrettenden Übertragung von Stammzellen eines gesunden an einen kranken Menschen darf es nicht zu Abstoßungsreaktionen kommen. Deshalb muss ein Spender mit den gleichen Gewebemerkmalen gesucht werden. Der Körper unterscheidet anhand dieser sogenannten HLA-Merkmale (Humane Leukozyten Antigene) eigenes von fremdem Gewebe. Die Baupläne der fünf wichtigsten HLA-Merkmale befinden sich auf einem einzigen Chromosom und werden sowohl vom Vater als auch von der Mutter vererbt. Jedes HLA-Merkmal kommt in über hundert Varianten vor, und die Kombinationsmöglichkeiten liegen in Billionenhöhe. Daher ist die Suche nach dem passenden Spender außerhalb der Familie sehr aufwendig. Nur bei ungefähr 10 Prozent aller registrierten Spendenwilligen gibt es bis zu ihrem Ausscheiden aus der Spenderdatenbank (z. B. aus Altersgründen) einen Treffer. Nur 1 Prozent der Registrierten schenkt einem erkrankten Menschen tatsächlich eines Tages mit einer Stammzellspende die Chance auf ein zweites Leben.

Die Organisation der Register in Deutschland 

Das NKR gehört zu den größten und erfahrensten Registern in Deutschland, an das sich alle Menschen wenden können, die sich als Stammzellspender registrieren und typisieren lassen möchten. Die Daten der registrierten Personen und die Ergebnisse der Ersttypisierung ihrer HLA-Merkmale werden zugriffsbereit in der Datenbank des NKR gespeichert und darüber hinaus an das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) in Ulm weitergeleitet. In dessen großen Datenpool fließen alle Angaben zu aktuell in Deutschland verfügbaren potenziellen Stammzellspender*innen in pseudonymisierter Form ein. Das ZKRD verfügt im internationalen Vergleich über eine der größten Sammlungen von Spenderdaten und gilt als eines der leistungsfähigsten Suchregister der Welt für Patienten, die eine Stammzellspende benötigen.

Eine Suche, die schnell zum Ziel führt 

An das ZKRD als erste Adresse in Deutschland wenden sich Transplantationskliniken aus dem In- und Ausland, die für ihre Patienten nach potenziellen Spendern suchen, denn hier haben sie Zugriff auf alle hierzulande verfügbaren Spender und Spenderinnen, sowohl denen des NKR, als auch anderer Register. Durch die Bündelung der Daten und Angaben beim ZKRD wird die Effizienz der unterschiedlich aufgestellten Register in Deutschland gebündelt und zum Wohl der Patienten optimal eingesetzt.

In einem nächsten Schritt werden die HLA-Merkmale der so gefundenen potenziellen Spender und Spenderinnen anhand von Blutproben genauer untersucht, ob eine Stammzelltransplantation tatsächlich möglich wäre.

Durch die zentrale Organisation des ZKRD, sein hohes Datenvolumen und die ständige professionelle Datenpflege wird die ohnehin schwierige Spendersuche enorm erleichtert und damit auch beschleunigt. Hier macht Gemeinsamkeit eindeutig stark und führt schneller zum Ziel – rund um den Globus. Einzelne Register anzufragen wäre ein Umweg und würde vermutlich länger dauern. Zeit aber ist ein Faktor, der Blutkrebspatienten nicht mehr zur Verfügung steht.