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Marko Lehmann: „Heute ist er ein quietschfideler Kerl.“

Sie haben sich 2003 über die Freiwillige Feuerwehr Struckum in Nordfriesland bei uns als Spender registriert. Acht Jahre später kamen Sie als Spender in Frage. Wie war das damals?

„Ich habe zwischendurch immer mal wieder daran gedacht. Als dann im Juli 2011 tatsächlich der Anruf vom NKR kam, war ich schon ein bisschen geschockt. Die Wahrscheinlichkeit zu passen, ist ja relativ klein. Für mich war klar, dass ich helfen wollte. Dafür hatte ich mich schließlich registriert.“

Nach der Bestätigungstypisierung stellte sich heraus, dass Sie der am besten geeignete „genetische Zwilling“ waren. Wie haben Sie die Voruntersuchung und die Spende in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) erlebt?

„Bei der Voruntersuchung in der MHH lief alles super. Ich wurde als Patient erster Klasse behandelt und kam überall schnell dran. Die Ärzte stellten fest, dass ich für die Spende ausreichend gesund war. Anschließend habe ich dem Tag der Spende am 5. Oktober 2011 entgegengefiebert. Die Spritzen zum Anregen der Stammzellproduktion im Vorfeld setze ich mir nach einer Einweisung selbst. Die Nadeln merkt man eigentlich gar nicht. Es ist so ähnlich wie die Thromboseprophylaxe. Auch die Stammzellspende aus der Blutbahn verlief ohne Probleme. Mein Arbeitgeber, die HBK Dethleffsen GmbH, hat meine Spende toll unterstützt. Die Freistellung war gar kein Problem und mein Arbeitsausfall wurde dem NKR zugunsten der guten Sache nicht in Rechnung gestellt.“

Während der Voruntersuchung erfuhren Sie, dass es sich bei dem Empfänger um ein Kind handelte.

„Genau, anhand des von den Ärzten genannten Gewichts schätze ich, dass er in etwa so alt wie meine Tochter war. Später erfuhr ich, dass Antonio, so sein Name, damals nur eineinhalb Jahre alt war. Wenn man die eigenen Kinder gesund aufwachsen sieht und weiß, dass es irgendwo ein Kind gibt, dem es nicht gut geht und dem man helfen kann, setzt man alles daran, dies auch zu tun.“

Wie kam der Kontakt zur Familie von Antonio zustande?

„Im Anschluss an die Spende hat mich das NKR regelmäßig über seinen Gesundheitszustand informiert. Nach Ablauf der zweijährigen Kontaktsperre habe ich erst mit mir gerungen, ob ich den ersten Schritt machen sollte. Antonios Familie hatte dann auch den Wunsch, mich kennenzulernen. Wir haben den Kontakt behutsam schriftlich aufgebaut. Seine Eltern schickten mir Fotos eines gesunden Jungen. Ich war sehr erleichtert und froh darüber, dass es ihm gut ging.“

Antonio hatte kein Blutkrebs, sondern eine sehr seltene erbliche Autoimmunkrankheit. Was können Sie uns darüber sagen?

„Es handelte sich um eine kaum erforschte Erkrankung, bei der die Haut angegriffen wird. Bei Antonio fing es mit der Zerstörung der Darmschleimhaut an. Bei ihm stand es schon „Spitz auf Knopf“. Eine Stammzellspende war die einzige Möglichkeit, der Krankheit entgegenzusteuern. Erst nach meiner Lymphozytenspende im Mai 2012 später ging es für ihn nur noch bergauf.“

Im Sommer 2017 haben Sie Antonio und seine Familie persönlich getroffen. Wie kam es dazu?

„Ich plante mit meiner Familie in den Ferien auf einen Campingplatz an der Ostsee zu fahren. Antonios Eltern hatten sich ein Wohnmobil gekauft und schlugen vor, sich dort kennenzulernen. Während meine beiden Kinder mit Antonio und seinem großen Bruder spielten, haben wir uns im Bistro darüber ausgetauscht, was in den letzten Jahren passiert ist. Es war ein sehr schöner Tag.“

Wie geht es Antonio heute?

„Heute ist er ein quietschfideler Kerl. Immer wenn er an mir vorbeilief, habe ich ihn einfach nur bestaunt. Antonio hat noch nicht ganz verstanden, um was es bei dem Treffen ging und wie krank er mal war. Ich finde, dass muss er auch noch nicht wissen. Er hat einfach neue Freunde kennengelernt und alle haben einen unbeschwerten Tag verbracht. Wir werden uns bestimmt wiedersehen!“