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Sarah Beke-Bramkamp: „Wir haben uns gleich in die Arme genommen und vor Freude geweint.“

2004 haben Sie sich beim NKR registrieren zu lassen. Wissen Sie noch, wie es dazu kam?

„In Rodewald im Landkreis Nienburg/Weser hat das NKR eine Typisierungsaktion bei der Freiwilligen Feuerwehr durchgeführt. Ein 10-jähriger Junge aus dem Ort war an Leukämie erkrankt. Wir sind mit mehreren Leuten dorthin hingefahren. Das gehörte damals einfach dazu.“

Fast acht Jahre später haben wir Ihnen mitgeteilt, dass Sie als Spenderin in Frage kamen. Wie war das damals?

„Das war im Januar 2012. Ich hatte eine Nachricht vom NKR auf dem Anrufbeantworter. Ich habe sofort gesagt, dass ich gerne zur Verfügung stehe. Ein paar Tage später ließ ich mir beim Hausarzt Blut für den Bestätigungstest abnehmen. Nach einer weiteren Blutabnahme und der Voruntersuchung war klar, dass einer Stammzellentnahme nichts im Wege steht.“

Der Termin für die Entnahme musste aber verschoben werden.

„Genau, eine Transplantation war aufgrund des Gesundheitszustandes der Empfängerin nicht möglich. Sie erholte sich zum Glück wieder. Die Spende fand im Juli 2012 in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) statt.“

Wie haben Sie die Zeit rund um die Stammzellentnahme erlebt?

„Ich konnte mich vor der Spende nicht dazu überwinden, mir die Spritzen mit dem Hormon, durch das die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut ausgeschwemmt werden, selbst zu setzen. Das hat ein Pflegedienst übernommen. Das Herausfiltern der Stammzellen aus meinem Blut in der MHH dauerte ungefähr acht Stunden. Frau Aktürk vom NKR hat mich damals begleitet. Die Betreuung durch das NKR war und ist es noch heute richtig gut.“

Hatten Sie körperliche Beschwerden?

„Vor der Spende fühlte ich mich durch das Hormon etwas schlapp. Nach der Spende ging es mir eine Zeit lang nicht so gut. Aber das war auszuhalten und ich würde es jederzeit wieder machen. Meine Kollegen und Vorgesetzten fanden es toll, dass ich das gemacht habe. Deshalb haben die Stadtwerke Nienburg meinen Arbeitsausfall auch nicht beim NKR in Rechnung gestellt.“

Was wussten Sie zu diesem Zeitpunkt über den Empfänger Ihrer Stammzellen?

„In der MHH habe ich erfahren, dass meine Spende in die USA ging. Anhand der Menge der benötigten Stammzellen wurde mir gesagt, dass es sich wohl um ein Kind oder eine Frau handelt. Ich habe danach sehr oft an die mir noch unbekannte Person gedacht und gehofft, dass die Transplantation erfolgreich war.“

Wann kam es zum ersten Austausch zwischen der Empfängerin und Ihnen?

„Im Dezember 2012 haben wir begonnen, uns anonym über das NKR zu schreiben. Es war sehr schön, von ihr zu hören, dass meine Stammzellen gut angenommen wurden. Meine Empfängerin wusste übrigens schon vor der Transplantation, dass ich eine junge Frau aus Deutschland bin. Eine Krankenschwester in der US-Klinik verplapperte sich. 100 Tage nach der Transplantation feierte Robin, so der Name der Patientin, mit ihren Freunden und der Familie eine „100 Days Party“. Ihrer deutschen Lebensretterin zu Ehren gab es Sauerbraten, Knödel und Bier. Da sie meinen Namen noch nicht kannte, dachte sie sich Namen für mich aus. Meine Freunde und Nachbarn waren sehr daran interessiert, wie es der Frau aus Übersee geht. Mein ganzes Umfeld hat mitgefiebert.“

Nach zwei Jahren lief die Sperre für den direkten Kontakt ab. Wer machte den ersten Schritt?

„Im November 2014 habe ich eine E-Mail von Robin bekommen. Wir hatten fast zeitgleich die Kontaktdaten des anderen vorliegen. Robin ist 67 Jahre jung, verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Sie betreibt eine Psychotherapiepraxis in San José in Kalifornien.“

Im Herbst letzten Jahres haben Sie Besuch von Robin und ihrem Ehemann bekommen. Wie lief das ab?

„Die beiden haben eine kleine Reise durch Europa gemacht. Nachdem sie in Oslo waren, haben Sie sich Hamburg angeschaut. Mein Mann und ich haben Robin und ihren Gatten Robert aus Hamburg abgeholt. Wir haben uns gleich in die Arme genommen und vor Freude geweint. Es ist so toll, genau zu wissen, wem man da geholfen hat. Dann haben wir die beiden mit nach Hause genommen. Abends wurde mit der ganzen Familie gegrillt. Robins Ur-Ur-Urgroßvater stammt übrigens aus Hannover.“

Da haben Sie sich ja bestimmt sehr gut kennengelernt. Was ist Robin für ein Mensch?

„Robin ist ein sehr liebenswerter, herzlicher und einfach cooler Mensch. Als es ihr wieder besser ging, hat sie damit begonnen, ihren Doktor zu machen. Bei ihrem Besuch gab sie mir ein Buch mit Briefen ihrer Freunde und Familie. Alle waren sehr dankbar dafür, dass ich Robin das Leben gerettet habe. Außerdem überreichte sie mir ein Fotobuch, das sie während der Erkrankung geführt hat. Wir haben sehr schöne Tage miteinander verbracht und viel gemeinsam unternommen. Wir hören eigentlich jeden Tag voneinander. Meistens über WhatsApp. Wenn sich die andere nicht meldet, macht man sich schon Gedanken.“

Das klingt nach einer intensiven Freundschaft. Sehr schön! Ist ein Gegenbesuch in Kalifornien geplant?

„In diesem Sommer klappt es wie eigentlich geplant leider nicht. Aber mein Mann und ich möchten Robin und ihre Familie auf jeden Fall bald besuchen.“

Foto: privat / Sarah Beke-Bramkamp