Ziwars Kampf gegen die Zeit
HAMELN. Ziwar Cheikho kämpft weiter ums Überleben. Der zehnjährige Hamelner leidet an einer schweren Bluterkrankung, die kaum noch medikamentös behandelt werden kann. Die einzige Überlebenschance für den jungen Syrer ist eine Stammzellspende. Bisher konnte noch kein passender Spender gefunden werden.
Bei großen Aktionen, die das Norddeutsche Knochenmark- und Stammzellspender-Register (NKR) in Hameln und Hannover durchführte, ließen sich mehrere hundert Menschen typisieren und auch im europäischen Ausland wurde auf das Schicksal des Jungen aufmerksam gemacht.
„Ziwar geht es derzeit nicht gut“, sagt Kerstin Janack von der Impuls GmbH, die Ziwars Vater bei der Jobsuche unterstützt und mit der Familie in engem Kontakt steht. Sein Gesundheitszustand werde zunehmend schlechter, berichtet sie. Ziwars Vater sei die ganze Zeit bei ihm in der Kinderonkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Vor Kurzem habe Ziwar bereits eine Spende bekommen, weil die Ärzte nicht mehr länger hätten warten können, so Janack. Allerdings lag deren Übereinstimmung nur bei etwa 70 Prozent. „Leider hat er diese nicht gut vertragen.“
In der vergangenen Woche gab es eine zweite Typisierung in der Hamelner Arbeitsagentur. Etwa 60 Menschen ließen sich dort typisieren. Die Proben sind nun auf dem Weg ins Labor, Ergebnisse werden erst in vier bis sechs Wochen erwartet.
Auch wenn die Strukturen in Europa gut seien, und neun von zehn Patienten geholfen werden könne: Die Suche nach einem geeigneten Spender kann schon unter normalen Umständen lange dauern, sagt NKR-Aktionskoordinator Michael Roth. Von 30 Millionen registrierten Spendern weltweit komme ohnehin nur ein Prozent jemals dazu, Stammzellen zu spenden. Kommen dann noch seltene genetische Merkmale dazu, werde es noch schwieriger.
Bei der Stammzellspende sind die sogenannten HLA-Merkmale entscheidend. Anhand dieser Strukturen auf den Oberflächen der Körperzellen unterscheidet das Immunsystem zwischen eigenem und fremden Gewebe. „Im Idealfall stimmen die zehn entscheidenden Merkmale exakt überein“, erklärt Roth. Diese hingen auch von der regionalen Herkunft ab, darum sei die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein passender Spender für Ziwar findet, bei Menschen aus dem arabischen Raum höher. Gerade aus dieser Region seien bisher aber noch wenig Menschen typisiert.
Das NKR hat nach eigenen Angaben bereits hunderte Typisierungssets an Familien mit Wurzeln im Nahen Osten in Deutschland verschickt. Und auch das Umfeld von Ziwars Familie sei beim Kampf gegen die Zeit aktiv. Regelmäßig käme etwa ein Bekannter mit Proben vorbei und hole neue Sets ab, sagt Roth. Zusätzlich sollen deutsch- und englischsprachigen Videos bei Facebook weitere potenzielle Lebensretter auf den Fall aufmerksam machen. Vielleicht, so die Hoffnung, werden dadurch auch syrische Landsleute im Ausland angesprochen.
Eine Info, wie Sie Stammzellenspender werden können, finden Sie auf der Seite der NKR.