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Andreas Pilarski: „Das war ich allein schon Marcel schuldig.“

Am 6. April 2017 haben Sie Knochenmark gespendet. Wie geht es Ihnen 18 Tage danach?

„Schon gleich nach der Operation fühlte ich mich wirklich gut – anders als ich erwartet hatte, wenn ich ehrlich bin. Ich war nur etwas erschöpft von der Narkose. Ein paar Tage verspürte ich manchmal ein leichtes Ziehen an den Punktionsstellen und im unteren Rückenbereich. Heute geht es mir super und ich merke überhaupt nichts mehr von dem Eingriff. Nur die Punktionsstellen sind noch etwas zu ertasten.“

Der Grund für Ihre Registrierung beim NKR war ein sehr persönlicher.

„Allerdings. Marcel Seifert, ein guter Freund von mir, war im Jahr 2005 ein zweites Mal an Leukämie erkrankt. Während fünf Jahre zuvor „nur“ eine Chemotherapie nötig war, brauchte er jetzt eine Stammzellspende. Innerhalb der Familie konnte leider kein passender Spender gefunden werden. Marcel war auf einen Fremdspender angewiesen. Die vielen Freunde und seine Familie haben gemeinsam mit dem NKR eine große Typisierungsaktion unter dem Motto „Marcel braucht Hilfe!“ in Garbsen-Berenbostel bei Hannover auf die Beine gestellt. Auch Hannover 96 – Marcel war ein großer Fan – engagierte sich. Leider war die Suche nach einem Spender erfolglos. Marcel ist mit gerade mal 20 Jahren an den Folgen der Leukämie gestorben.“

Im Dezember letzten Jahres bekamen wir vom Zentralregister ZKRD die Nachricht, dass Sie für einen Patienten als Spender infrage kommen. Wie war das für Sie?

„Ich muss gestehen, dass ich nie damit gerechnet hätte, einmal Spender sein zu dürfen. Nach Erhalt des Briefes habe ich mich gleich mit dem NKR in Verbindung gesetzt und umgehend eine Blutprobe eingereicht. Vom ersten Tag an war für mich klar, dass ich es machen werde. Das war ich allein schon Marcel schuldig. Nach der Reservierung als Spender rief mich Ende Januar dann Herr Marner an. Es ging tatsächlich los und die Aufregung wurde größer.“

Wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert?

„Meine Familie und Freunde haben mich unterstützt und mir Mut gemacht. Ich bin bei Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover-Stöcken als Karosseriewerker tätig. Die Kollegen und Vorgesetzen haben sich mit mir darüber gefreut, dass ich helfen konnte. Schließlich arbeiten das NKR und Volkswagen Nutzfahrzeuge eng bei der Gewinnung weiterer Lebensretter zusammen.“

Nach der erfolgreich absolvierten Voruntersuchung stand die Spende in der MHH an. Wie haben Sie das erlebt?

„Das lief alles ganz problemlos ab. Herr Marner und die Kollegen haben alles super organisiert. Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Auch seitens der MHH war wirklich alles toll. Im Krankenhaus wurde man mit einer lockeren Art und Weise bei Laune gehalten.“

Dort hatten Sie noch eine besondere Begegnung.

„Ich habe mir das Zimmer mit einem Blutkrebspatienten geteilt. Der freundliche Mann erhielt in der MHH eine Knochenmarkspende. Wir haben uns sehr viel unterhalten. Ein Empfänger und ein Spender in einem Zimmer – so habe ich hautnah erfahren dürfen, wofür man das alles macht.“

Was wissen Sie schon über Ihren Empfänger?

„Nach der Spende wurde mir mitgeteilt, dass es sich um ein Kleinkind irgendwo aus Europa handelt. Es ist schlimm, dass nicht einmal die Kleinen von solchen Krankheiten verschont bleiben. Jetzt wünsche ich dem tapferen Jungen alles Glück der Welt und dass er wieder vollständig gesund wird. Sollte sich die Möglichkeit ergeben, mit ihm und seiner Familie in Kontakt zu kommen, würde mich das sehr freuen.“

Ihre Nachricht an die Leute, die sich noch nicht zu einer Typisierung entschlossen haben.

„Man muss überhaupt keine Angst haben. Im Vergleich zu den Erkrankungen der Menschen, die eine Stammzellspende zum Überleben brauchen, ist das alles völlig harmlos. Ich versuche schon seit der Aktion für Marcel, andere Menschen zu motivieren, sich typisieren zu lassen. Denn jeder registrierte Spender mehr ist für die Patienten eine weitere Chance. Vielleicht kann ich auch mit diesem Interview dazu beitragen.“