Das bewegende Schicksal von Susan Patton
7 Monate Leben – warum dies ein Geschenk ist…
Es war, als hätte die Sonne sich verdunkelt und eine Kälte würde durch den Raum ziehen – der einzige Wärmepunkt schien, in der Berührung ihrer Hände zu liegen. Als Susan Patton und ihr Ehemann Dr. John Patton die Diagnose hörten, ahnten sie, was für eine harte Zeit vor ihnen liegen würde. Susan war an einer schweren Form von Blutkrebs erkrankt, und John, obwohl Mediziner, konnte ihr in diesem Moment mit nichts helfen als mit dem Halten ihrer Hand.
Das Paar von den Bermuda-Inseln reiste sofort nach Boston (USA), wo Susan eine Chemotherapie erhielt. Doch die schlug nicht an. Die Ärzte hatten wiederum eine schreckliche Nachricht: Susan wird sterben, wenn nicht ein Stammzellenspender gefunden wird.
Weltweit wurde gesucht – nach dem einen Menschen, der wieder Licht in Susans und Johns Leben bringen könnte.
Und er wurde gefunden. Neun Flugstunden entfernt im niedersächsischen Hildesheim hatte sich Katja Linares typisieren lassen. Sie wollte Lebensretter werden. Die Niedersächsin unterzog sich allen erforderlichen Untersuchungen und konnte schließlich am 6. August 2012 periphere Stammzellen spenden. Das war eine riesige Freude für die Pattons in Boston. Sie bekamen ein Stück Hoffnung geschenkt, die niemand anderes als Katja Linares hätte geben können.
Die Stammzellen wurden transplantiert, und Susan Patton ging es danach rasch besser. Sie musste noch starke Medikamente nehmen, aber sie strahlte wieder, fühlte sich so gut, dass sie im Kreise ihrer Familie in Boston das Weihnachtsfest feierten. Ein Herzenswunsch der Patientin und ihrer Lieben ging damit in Erfüllung. Das schönste Geschenk hatten sie aus Deutschland erhalten.
Ende Januar verschlechterte sich urplötzlich Susans Gesundheitszustand, es stellte sich heraus, dass nicht alle „Patienten-Krebszellen“ eliminiert worden waren. Susan wusste, was das bedeutete. Sie sprach mit ihrer Familie und den Ärzten und entschied dann, dass sie zurück nach Hause wollte. Am 7. Februar 2013 wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen. Mit dem letzten Flug vor einem großen Schneesturm konnte sie aus Boston in ihre Heimat fliegen.
Die letzten Wochen ihres Lebens verbrachte sie in einem Hospiz des Krankenhauses auf Bermuda. John war immer an ihrer Seite, er hielt ihre Hand. Auch als sie am 5. März 2013 starb.
Jetzt, knapp 18 Monate nach der Spende und nach dem Austausch der Einverständniserklärungen, setzte Dr. John Patton sich wieder in ein Flugzeug, um die Frau zu treffen, die seiner Susan sieben Monate Leben geschenkt hatte – sieben Monate Zeit für Zärtlichkeiten, sieben Monate Zeit für Geborgenheit, sieben Monate Zeit für ihre Liebe.
Als er Katja Linares in Hildesheim voller Rührung und Dankbarkeit die Hand drückte, strahlte die Sonne durch das Fenster des Hotels. Die beiden unterhielten sich lange und intensiv, sie aßen miteinander und hatten auch fröhliche Momente. Sie feierten das Leben – auch, indem sie viel von Susan sprachen.