Marion braucht Eure Hilfe – Aktion heute im Stadion
Wolfsburg. Es dauert kaum so lange wie Zähneputzen, ist weniger kompliziert – und könnte doch einem Menschen das Leben retten. In der VW Arena findet am Sonntag von 11 bis 17 Uhr eine Typisierungsaktion statt. Denn: Marion Schlosser braucht dringend einen passenden Spender. Das Leben der 51-jährigen Erzieherin und sportlich sehr aktiven Wolfsburgerin hängt von der Suche nach einem „genetischen Zwilling“ ab.
Melissa Cezpak (26) und Tagrid Siber Tischer (21) haben sich schon morgens um 11 Uhr auf den Weg in die VW Arena gemacht. Im Schlepptau: Ihre Kollegen vom THW Wolfsburg. Für Melissa und Tagrid wäre es einfach toll, wenn sie sich durch den Test als passender Spender herausstellen sollten. „Wenn ich als Spender infrage käme, würde ich das auch definitiv machen,“ ist sich Melissa sicher, „schließlich hat man die Chance, ein Leben zu retten.“
Mund auf, Stäbchen rein…
Nach kurzem Schlangestehen sind die beiden auch schon an der Reihe. Das Prozedere ist einfach: Name und Kontaktdaten werden erfasst, dann bekommen Melissa und Tagrid zwei Wattestäbchen, die sie sich selbst für etwa 30 Sekunden an die Innenseite der Wange reiben. Stäbchen wieder abgeben, das war’s.
„Es geht wirklich schnell“, erklärt auch Marions Schwester, Petra Miesek, die die Aktion gemeinsam mit dem Partner von Marion und dem Norddeutschen Knochenmark- und Stammzellspender-Register (NKR) organisiert hat. Dass schon am Vormittag so viele Spender am Stadion eingetroffen sind, überwältigt sie.
„Ich habe versucht, gar keine großen Erwartungen zu haben, doch jetzt bin ich sehr erleichtert“, sagt sie. Zusammen mit Verwandten, Freunden und Bekannten wurde ein Kuchen-Buffet organisiert – und sogar eine Tombola mit vielen Gutscheinen für Geschäfte der Region und VfL-Fanartikeln steht bereit. Der Hauptpreis: 1×2 VIP-Tickets für ein Wölfe-Spiel.
Erst Wattestäbchen und was dann?
Mit einer Schleimhaut-Probe ist natürlich noch keine Spende getan, erklärt Erika Aktürk, Koordinatorin der Spendersuche vom NKR. Wenn der erste Test positiv verläuft wird mit einem weiteren Bluttest untersucht, ob die Person als Spender wirklich geeignet ist. Wenn dann aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht, kann es losgehen. Aber was genau eigentlich?
„Viele Stellen sich bei einer Stammzellenspende eine schmerzhafte Prozedur am Rückenmark vor – vielleicht noch mit einer riesengroßen Spritze“, schmunzelt Aktürk. „Dabei möchte wirklich niemand ans Rückenmark eines Spenders“, versichert sie. Vielmehr erfolge die Entnahme von Stammzellen über das Blut. „Man kann sich das ein bisschen wie eine Blutwäsche vorstellen“. Bei diesem Vorgehen werden die Stammzellen aus dem Blut gefiltert und können dann weitergegeben werden.
Und das Knochenmark?
„Pro Kilo Lebendgewicht brauchen wir etwa vier Millionen Zellen“, erklärt Aktürk. Damit auch genügend zusammenkommen, bekommt der Spender vier Tage vor der „Blutwäsche“ ein körpereigenes Hormon gespritzt, das die Bildung von Stammzellen fördert.
Die Alternative – viele bevorzugen sie laut Aktürk sogar – ist eine Entnahme von Knochenmark aus den Beckenknochen des Spenders, genauer den Beckenkämmen. Denn auch hier finden sich die wichtigen Zellen.
Auf zum nächsten Einsatz
In etwa 4 bis 6 Wochen erfahren potentielle Spender dann, ob sie auf einen Patienten aus der weltweiten Datenbank des NKR passen. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei einem Prozent. Aber so ganz auf die Statistik hören müsse man dann auch nicht, meint Marions Schwester Petra Miesek, „In unserem kleinen Sportverein, dem MTV, haben bereits sechs Menschen gespendet. Das ist schon ein toller Schnitt“, erklärt sie.
Melissa und Tagrid sind nach gemeinsamer Kaffeepause nun wieder startklar. Im Gepäck: Ihre Kollegen vom THW, die befreundeten Frauen und Männer von der Freiwilligen Feuerwehr Kästorf – und natürlich ihr brandneuer Spenderausweis.
Übrigens: Wer den Termin heute verpasst hat, kann sich jederzeit hier ein Typisierungsset bestellen.
Quelle: news38.de 27. November 2016